LiteraturKreisarchiv 2021/22

„Liebe Lesefreunde,

ob Heidi aus der heilen Alpenwelt, oder der Nationalheld Wilhelm Tell, dessen Bild sich auf der Rückseite des Fünffrankenstücks befindet, von klassischen bis zeitgenössischen Werken: die Schweiz hat eine literarische Tradition geschaffen. 

Von „einer“ Schweizer Literatur kann man allerdings nicht sprechen, da sich die Autorinnen und Autoren in Ihren Kulturräumen in allen vier Nationalsprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch und in verschiedenen Mundarten ihrer jeweiligen Sprache bewegen.

Ich lade Euch ein zu einem literarischen Ausflug in die Schweiz!“

Eva Lettner

28.9.2022: Marcel Huwyler – Frau Morgenstern und das Böse

Scharfzüngig, mitreißend und herzerfrischend bösartig

Das Recht ist nicht immer gerecht – davon ist die pensionierte Lehrerin Violetta Morgenstern überzeugt. Deshalb übt sie sich regelmäßig in Selbstjustiz und bringt auf kreative Weise Übeltäter um. Als sie erwischt wird, scheint eine Zukunft hinter Gittern gewiss. Doch dann tritt das geheime Schweizer Killer-Ministerium »Tell« mit ihr in Kontakt. Das Angebot: Morgenstern wird die Haftstrafe erlassen, wenn sie im Gegenzug Auftragsmorde ausführt. Die Rentnerin sagt begeistert zu. Als Ausbilder wird ihr der abgebrühte Ex-Söldner Miguel Schlunegger zur Seite gestellt und Morgenstern kann endlich regelmäßig ihre virtuosen Giftpflanzenkenntnisse einsetzen. Als sie einer riesigen Verschwörung auf die Spur kommt, muss sie alle Register ihres mörderischen Könnens ziehen.

Marcel Huwyler wurde 1968 in Merenschwand geboren. Als Journalist und Autor schreibt er Reportagen und Geschichten über seine Heimat und aus der ganzen Welt. Er lebt an einem Bergsee in der Zentralschweiz.

GRAFIT Verlag

Quelle Text und Bild: http://www.buchhandel.de

Rückblick

Am Dienstag den 28. 09.21. haben wir uns wieder zu einer Literaturkreis-Runde in der Bibliothek-Traun getroffen.

Thema des Abends war der erste Krimi des Schweizer Autors Marcel Huwyler: Frau Morgenstern und das Böse.

Eine heitere Mischung aus Krimi und Humor, der in keine Schublade passt und derzeit für viel Furore sorgt, in Deutschland wird bereits über die Verfilmung diskutiert.

(Der Autor hat inzwischen schon zwei weitere Bände veröffentlicht)

Eine herzerfrischend böse Geschichte, die offensichtlich den Nerv des Lesers trifft und auf turbulente, erfrischende Art für gute Unterhaltung sorgt.

Kreativer Selbstjustiz nach dem Motto: „Das Recht ist nicht immer gerecht“

Von uns wurde dieses Buch mit 3,5 Sternen bewertet.

Bewertung: ★★★½

Danke für die Teilnahme: Eva Lettner

02.10.2021: Milena Moser – Das wahre Leben

Alles auf Anfang…

Erika und Nevada stecken in der Krise. Erika muss mit fünfzig einsehen, dass ihr Leben unerträglich geworden ist. Sie verlässt ihren untreuen Mann samt luxuriöser Villa und zieht in eine Vorstadtsiedlung. Nevada, 37, hat Multiple Sklerose und lernt gerade, mit ihrer Krankheit zurechtzukommen – da wird sie von der großen Liebe erwischt. Mit Witz und Herz führt Milena Moser ihre Figuren durch die Höhen und Tiefen des Lebens. 

Milena Moser, 1963 in Zürich geboren, arbeitete nach einer Buchhändlerlehre als Journalistin für ‚Radio DS‘, mehrere Zeitungen und Magazine. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen der Schweiz. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Zürich und leitet eine Schreibschule.

Dtv-Verlag

Quelle Text und Bild: http://www.buchhandel.de

Rückblick

Milena Moser: Das wahre Leben

Diesmal haben wir uns am Allerseelen-Tag zusammengesetzt, um über dieses Buch zu diskutieren und unsere Eindrücke auszutauschen.

Fakt ist, dass die Autorin, – die sich selbst mit alternative Lebensprojekte beschäftigt – viel Leben und folglich sehr viele Probleme in dieses Buch gepackt hat.

Gleichzeitig ist sie auch bemüht dem breiten Publikum zu gefallen, wodurch dieser Frauen-Selbstverwirklichungs-Roman auf uns doch eher wie ein modernes Märchen gewirkt hat.

Dementsprechend unsere Bewertung:

Bewertung: ★★★

Vielen Dank für den interessanten Abend!

Eva Lettner

11.01.2022: Martin Suter – Cheers

Feiern mit der Business Class

Das glatte Parkett der feuchtfröhlichen Events ist ein weites Feld: Ob Firmenfeier, Business Lunch, Weihnachtsessen, Silvestereinladung beim Chef, der heiße Flirt mit der neuen Sekretärin oder der Absacker unter Kollegen – der Manager genießt nie ganz unbeschwert. Denn die Karriere kennt keine Auszeit. Nicht etwa der Herzinfarkt oder der Alkohol sind daher der größte Feind, sondern die eigene Spezies.

Martin Suter, geboren 1948 in Zürich, arbeitete bis 1991 als Werbetexter und Creative Director, bis er sich ausschließlich fürs Schreiben entschied. Seine Romane – zuletzt erschien ›Elefant‹ und ›Allmen und die Erotik‹ – sowie seine ›Business Class‹Geschichten sind auch international große Erfolge. Martin Suter lebt mit seiner Familie in Zürich.

Diogenes Verlag

Quelle Text und Bild: http://www.buchhandel.de

Rückblick

Am 11.01.2022. um 19:00 Uhr hat sich unsere kleine Runde wieder zu einer Diskussionsrunde in der Bibliothek-Traun zusammengefunden.

Thema des Abends war der Sammelband der Business Class „Kult-Kolumnen“ von Martin Suter.

In satirische Miniepisoden blickt der Autor hinter die Kulissen des sehr egoistischen Systems der Manager.

Mit psychologischem Feingefühl und scharfer Beobachtungsgabe wird Ihr absurdes Verhalten aufgedeckt, wenn Arbeit und Privates plötzlich aufeinander treffen.

Ein Buch, das nicht nur sehr amüsant zum Lesen ist, sondern auch für viel Diskussionsstoff gesorgt hat.

Wir haben dafür die beste Wertung vergeben:

Bewertung: ★★★★★

Danke an die Teilnehmer!

Eva Lettner

15.02.2022: Charles Lewinsky – Der Wille des Volkes

Ein fesselnder Kriminalroman des Schweizer Bestsellerautors

Ein wenig schrullig ist er, der pensionierte Journalist Kurt Weilemann. Aber er spürt sofort, dass sein Kollege Felix Derendinger Angst hat. Bloß wovor? Fragen kann er ihn nicht mehr, denn kurz darauf wird Derendingers Leiche am Zürcher Limmatufer aufgefunden. Selbstmord, heißt es. Weilemann zweifelt. Er beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Doch seine Unternehmungslust wird bald von Angst gedämpft: Die Leute, die hier offensichtlich einen Mord durch einen weiteren vertuschen möchten, scheinen an entscheidenden Machtpositionen im neuen Staatsapparat zu sitzen.

Charles Lewinsky, 1946 in Zürich geboren, arbeitete als Dramaturg, Regisseur und Redakteur, seit 1980 als freier Autor. Er schreibt Hörspiele, Romane und Theaterstücke; außerdem verfasst er Drehbücher, etwa für den Film ›Ein ganz gewöhnlicher Jude‹. Für seine Romane hat er zahlreiche Preise bekommen. Charles Lewinsky lebt in Zürich und Frankreich.

dtv-Verlag

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Lewinsky_Wille

Rückblick

Am 15. Februar 2022 um 19 Uhr war wieder ein Treffen der Literaturfreunde in der Bibliothek-Traun. Besprochen wurde das Buch von Charles Lewinsky, mit dem doppelsinnigen Titel: „Der Wille des Volkes“.

Ist die Schweiz ein Idyll? – oder eher ein Spießbürgerlicher Überwachungsstaat?

Der Autor schildert eine düstere Szenerie in einer gar nicht so fernen Zukunft -eine „schöne neue Welt“, – die sich drohend über dem Horizont unserer Demokratien aufbaut.

Ein durchdacht inszeniertes Verwirrspiel, ein Netz aus Lügen und Verdrehung der Wahrheit, womit Rechtspopulisten das Stimmvolk manipulieren in demokratischen Wahlen die Demokratie selbst abzuwählen.

Charles Lewinsky hat nicht nur einen einfachen Kriminalroman geschrieben, sondern kombiniert gleich drei Genres in einem echten „Lewinsky-Hybrid“

Er ist ein allround-Talent und verdienterweise ein Aushängeschild der Schweizer Literatur.

Bewertung: ★★★★★

Danke für die anregende Diskussion!

Lettner Eva

22.03.2022: Peter Stamm – Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt

Schweizer Buchpreis 2018

Das eigene Leben noch einmal erleben. Soll man sich das
wünschen?

Christoph verabredet sich in Stockholm mit der viel jüngeren Lena. Er erzählt
ihr, dass er vor 20 Jahren eine Frau geliebt habe, die ihr ähnlich, ja, die ihr gleich war. Er kennt das Leben, das sie führt, und weiß, was ihr bevorsteht. So beginnt ein beispiellos wahrhaftiges Spiel der Vergangenheit mit der Gegenwart, aus dem keiner unbeschadet herausgehen wird. Können wir unserem Schicksal entgehen oder müssen wir uns abfinden mit der sanften Gleichgültigkeit der Welt? Peter Stamm, der große Erzähler existentieller menschlicher Erfahrung, erzählt auf kleinstem Raum eine andere Geschichte der unerklärlichen Nähe, die einen von dem trennt, der man früher war.

Peter Stamm, geboren 1963, studierte einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und übte verschiedene Berufe aus, u.a. in Paris und New York. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor. Er lebt in der Schweiz.

Fischer Verlag

Quelle Text und Bild: http://www.buchhandel.de

Stamm_Gleichgültigkeit

Rückblick

Thema der Literaturkreis-Runde am 22.03.22 war das Buch von Peter Stamm: Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt.

Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte mit philosophischen Themen über die Vergänglichkeit des Lebens, über Vorbestimmung und Vergeblichkeit.
In einer Art „Biographisches Experiment“ beschäftigt sich der Autor mit der Frage: inwieweit man sein eigenes Leben in der Hand hält?

Eine interessante Idee, die viele Diskussions-Ansätze bietet. Bei der Umsetzung wirkt der Text aber trotz der schönen, melancholischen Sprache doch eher seltsam, flach und künstlich.

Deshalb unsere Bewertung: ★★★ ½

Vielen Dank an Euch für den interessanten Abend!

Eva Lettner

26.04.2022: Alex Capus – Königskinder

Capus’ schönste Liebesgeschichte seit ›Léon und Louise‹

Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der französischen Revolution, ihren Anfang nahm: Jakob ist ein Knecht aus dem Greyerzerland. Als er sich in Marie, die Tochter eines reichen Bauern, verliebt, ist dieser entsetzt. Er schickt den Jungen erst in den Kriegsdienst, später als Hirte an den Hof Ludwigs XVI. Dort ist man so gerührt von Jakobs Unglück, dass man auch Marie nach Versailles holen lässt. Eine hinreißende Liebesgeschichte!

Alex Capus wurde 1961 in der Normandie geboren. Zwischen 1986 und 1995 arbeitete er als Journalist bei verschiedenen Schweizer Tageszeitungen. Er lebt als freier Schriftsteller in Olten, Schweiz.

Hanser Verlag

Quelle Text und Bild: http://www.buchhandel.de

Rückblick

Am 26.04.2022 um 19:00 war wieder ein Treffen der Literaturkreis-Teilnehmer in der Bibliothek-Traun.

Thema des Abends war der Roman „Königskinder“ von dem französisch-schweizerischen Autor Alex Capus.

Der Titel wurde offensichtlich von der deutschen Volksballade aus dem 15. Jh. „Es waren zwei Königskinder“ inspiriert und daraus entstand eine moderne Liebesgeschichte im Spiel zwischen den Jahrhunderten.

Schauplätze sind das Greyerzer Land 1779 und der Hof Ludwig des XVI. in Versailles, wo die Französische Revolution ihren Anfang nimmt. 

Historisch sorgfältig recherchiert und in angenehmen, detailreichen Erzählstil verfasst, wirkt die Geschichte echt.

Die Handlungsstränge sind sehr gut miteinander verwoben, als Leser kann man bequem durch alle Welten und Zeiten gleiten.

Unsere Bewertung: ★★★★

Danke für die Teilnahme!

Eva Lettner

31.05.2022: Patrick Tschan – Polarrot

„Einen politisch derart unkorrekten Helden hat die Schweizer Literatur kaum je gesehen“ (Alex Capus)

1929: Jack Breiter ist alles andere als ein Glückskind. In eine arme Schweizer Bauernfamilie geboren, will er unbedingt nach oben. Erst als glückloser Heiratsschwindler im noblen Palace Hotel in St. Moritz, später als Handelsvertreter beim Chemiekonzern Gugy. Zunächst mit glänzendem Erfolg: Dank des Reichsbeflaggungsgesetzes von 1935 verkauft Breiter Hektoliter um Hektoliter der Farbe „Polarrot“ für die Hakenkreuzfahne. Er wird rasch zum Starverkäufer der Firma. „Doch dann verliebt er sich in die Frau seines Chefs, eine Halbjüdin, und lässt sich ihr zuliebe auf ein riskantes Goldschmuggel-Unterfangen ein. Prompt wird Breiter ertappt – und plötzlich ist es mit dem Spaß vorbei.

Patrick Tschan, geboren 1962, lebt in Allschwil, Schweiz. Nach einem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie führte er in zahlreichen Theaterstücken Regie und war viele Jahre in der Werbung tätig. Heute ist er für die Kommunikation der GGG Basel (Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige) zuständig. Außerdem ist Patrick Tschan ausgebildeter Coach und Moderator und daher Trainer wie Innenverteidiger der schweizerischen Literaten-Fußball- Nationalmannschaft.

Braumüller Verlag

Quelle Text und Bild: http://www.buchhandel.de

tschan_polarrot

Rückblick

Am 31. Mai haben wir unsere Literaturkreis-Periode „Rendezvous mit der Schweiz“ mit dem Titel „Polarrot“ von Patrik Tschan abgeschlossen.

Die Geschichte von Jakob Breiter, einem armen Mann aus einer Toggenburger Bauernfamilie, der in den Jahren des wachsenden Nationalismus nach oben will.

Er ist ein ehrgeiziges, hinterlistiges Schlitzohr, das – auch in Zeiten von Gefahr und größter Not – einen unbändigen, lebenspraktischen Überlebenswillen hat.

Seine Handlungen sind politisch mehr als fragwürdig, aber eben so, wie es viele seiner Zeitgenossen im richtigen Leben waren.

In dieser historisch sehr gut recherchierten Geschichte kritisiert der Autor die Haltung seiner Landsleute in den Jahren 1933 bis 1945: Die Auslieferung illegaler Immigranten an die Deutschen und die Geschäfte, die Schweizer Unternehmer mit dem NS-Regime in Deutschland machten.

Unsere Bewertung: ★★★★ ½

Ich bedanke mich herzlich bei allen, die mit mir diese tolle Erfahrung mit der Schweizer Literatur geteilt haben!

Wünsche Euch einen schönen Sommer, im Herbst sehen wir uns wieder bei: „Literatur baut Brücken“!